Es war so 1993, 1994 als ich gerade mit meiner ersten Freundin Manuela zusammengezogen war.
Sie hat noch studiert (Uni Ulm, Biologie) und ich war Zivildienstleistender im Kurhaus Bad Boll.
Deshalb war das Geld natürlich knapp. Wir waren damals gerade damit beschäftigt, die Wohnungseinrichtung zusammenzu“kratzen“, und haben uns sehr gefreut, als wir in einem lokalen Anzeigenblättchen unter „Die gute Tat“ gelesen hatten, dass jemand eine Wohnzimmervitrine verschenkt.
„Klasse, die holen wir uns!“
Also bei den Herrschaften angerufen und einen Termin ausgemacht zur Abholung. Ich glaube die haben in Filderstadt oder Umgebung gewohnt, also ca. 40 km zum Fahren.
Flux den Anhänger an meinen damaligen Golf 2 gebunden und mit Manuela an einem Samstag dorthingedüst, in freudiger Erwartung einer schönen Wohnzimmereinrichtung.
Als wir dann ankamen fand wir ein sehr nettes Ehepaar um die 60 vor und die Vitrine. Und was für eine Vitrine! Die hässlichste Vitrine die wir in unserem gesamten bisherigen Leben gesehen hatten. Mit großem Abstand.
Es zeigte sich dann, dass das Ehepaar so erfreut war, einer jungen Beziehung (also unserer) auf die Beine helfen zu dürfen, indem Sie etwas zur Wohnungsausstattung beitrugen, dass die beiden richtig leuchtende Augen hatten.
Eigentlich wollten wir die Vitrine ja gar nicht mitnehmen, aber die beiden waren soooo nett und glücklich, wir wollten sie dann nicht enttäuschen.
Also Vitrine auf den Hänger geladen, artig bedankt, verabschiedet und losgefahren.
Doch was jetzt machen mit dem hässlichen Teil?
Wir hatten schon damit gerechnet, das Möbelstück direkt in den Keller zum „Zwischenlagern“ zu verfrachten, doch sind dann bei der Heimfahrt zufälligerweise an einer großen Sperrmüllhalde vorbeigekommen (in Zell u. A. war das), die an dem Tag auch noch geöffnet hatte.
Also ganz spontan angehalten, reingefahren und die netten Männer dort gefragt ob wir noch „was Kleines mit dazulegen dürfen“.
Wir durften, haben frohen Gemütes die Vitrine dort abgelegt und sind dann, zwar ohne Wohnzimmervitrine aber glücklich, heim gefahren.
Es war zumindest ein schöner Ausflug gewesen, und wir konnten ein Ehepaar glücklich machen (in der Hoffnung dass diese den Artikel hier nie lesen).