Im April und Mai 2021

Im März 2021, nach rund einem Jahr Corona-Pandemie, sind einige Impfstoffe inzwischen zugelassen und im Handel.
In der EU, natürlich, in denen die Mitgliedsländer ihre abgehalfterten Politiker gerne nach Brüssel entsorgen und damit das Peter-Prinzip in seiner reinsten Form praktizieren, ist natürlich viel zu wenig Impfstoff vorhanden. Auch für die nächsten Monate/Jahre noch.
Mit meinen 48 Jahren und (zum Glück) ohne anerkannte Risikofaktoren, wäre ich vermutlich frühestens Ende diesen Jahres oder Anfang nächsten Jahres mit einer Impfung dran. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Who knows, who cares.
Deshalb wollte ich nicht länger warten.
Impfreise
Ein Freund hatte mich auf die Website meine-impfreise.com aufmerksam gemacht. Dort habe ich dann per E-Mail für eine Impfreise mit 2 Kurztrips nach Moskau angefragt.
Als Impfstoff wird Sputnik V verwendet, nach meinen Recherchen der hochwertigste der verfügbaren Vektor-Impfstoffe gegen das Coronavirus.
Schon wenige Tage später habe ich eine Zusage erhalten und diese dann auch gleich gebucht und bezahlt. Der Flug war schon für den kommenden Donnerstag in der nächsten Woche angesetzt.
Also hieß es jetzt, sich zu sputen.
Meine Vorbereitungen
Es gab einiges zu tun:
- PCR-Test für frühestens 72 Stunden vor Abflug vereinbart
- Schnell-Visum bei Engels Reisen GmbH beantragt, Reisepass per DHL-Übernacht-Kurier an Reisebüro geschickt
- Zugticket nach Frankfurt gebucht
- Zahlreiches Zubehör noch gekauft:
- FFP3-Masken
- Wingguard-Masken
- Handdesinfektion mit weniger als 70 % Alkoholgehalt, damit in Flugzeug mitgenommen werden darf
- Nasenspray gegen Coronaviren (Empfehlung von meinem Hausarzt) Im nächsten Flug nehme ich dann auch die dazu gehörigen Lutschtabletten, die Enno mir empfohlen hat)
- Eine eSIM-Karte für mein iPhone (danke an Wolfgang!)
Ansonsten war noch wichtig/erwähnenswert:
- „Google Übersetzer“ als App aufs Handy, um per Foto-Scan ganze Schilder und Zettel live aus dem Kyrillischen übersetzen zu lassen
- Das Erdgeschoss in Russland heißt „1. Stock“, dementsprechend ist der zweite Stock in Russland das, was bei uns der 1. Stock ist, usw.
- Bargeld mitnehmen für die Impfung, die hat 175 Euro gekostet
- Kartenzahlung oder Zahlung mit Apple Pay ging überall, selbst im Taxi ist das möglich
- Druckt alles aus, was Ihr elektronisch habt. Also Bahntickets, Flugtickets, alles. Könnte ja das Handy unterwegs leer/kaputt gehen.
- Ich habe auch alle wichtigen Unterlagen (z. B. Kopie von Visum, Ausweis, usw.) auch an meine Partnerin per E-Mail gesendet; im Notfall könnte sie es mir weiterleiten
- Mehrere Handys mitnehmen. Könnte ja eines ausfallen. Ich hatte noch das Nokia von meiner Tochter mit dabei
- Rubel mitnehmen verboten, falls benötigt, auf dem Flughafen umtauschen
- Keine Fotos auf dem Flughafen oder von Soldaten machen, ist wohl auch verboten
- Tragt überall Maske! Ich hatte immer eine FFP3-Maske auf, und dann noch darüber eine Wingguard-Maske. FFP3 für die Dichtigkeit, Wingguard für das Viren-Inaktivierende

Mittwoch
Ich bin dann am Mittwoch, 14.04.2021, einen Tag früher mit dem Zug nach Offenbach um mein Visum persönlich von Engels Reisen GmbH abzuholen (per Kurier zurück wäre zu knapp geworden), anschließend mit der S-Bahn zum Flughafen Frankfurt und dort ein einem absurd teuren Hotel direkt am Flughafen für eine Nacht eingecheckt.

Donnerstag
Am nächsten Tag, Donnerstag den 15.04.2021, ging mittags der Flieger nach Moskau. Ich bin rechtzeitig zum Check-in (die auch meinen negativen PCR-Test sehen wollten), habe mir dort einen Boarding-Pass erstellen lassen („Kinderausweis?“ hat die sympathische Dame dort über meinen vorläufigen Reisepass gescherzt), bin dann zur Boarding-Pass-Kontrolle, zur Zoll-Kontrolle und zur Sicherheitskontrolle gegangen, und wir haben dann auf den Flieger nach Moskau gewartet. Es war eine Boeing und sie war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Es waren wohl so ggf. 40-60 Impfreisende, der Rest waren andere Fluggäste. Während dem Flug haben wir A4-Formulare ausgeteilt bekommen, die die Corona-Reiseanmeldung waren. Also wohin, woher und so. Quasi das Pendant zu einreiseanmeldung.de hier bei uns in Deutschland.
Nach knapp 3 Stunden Flug in Moskau angekommen, gab es zunächst die Einreisekontrolle, in dem unser Reisepass und Visum kontrolliert wurde. Hat alles geklappt. Dann gings zur Kofferausgabe (ich selbst hatte nur Handgepäck), und anschließend durch den grünen Zoll-Durchgang (grün = nichts zu verzollen) zum Ausgang.
Dort warteten dann sowohl die Reiseveranstalter mit ihrem „World Vision“-Schild auf uns, als auch zahlreiche Pressevertreter von nah und fern. Es hat dann insgesamt anderthalb Stunden gedauert, bis wir von dort weiter kamen. In der Zeit wurden viele Interviews gegeben (ich durfte auch manchmal), Fotos gemacht und Videos gedreht.
Anschließend fuhren wir mit einem gecharterten Bus ins Hotel in der Moskauer Innenstadt. Es wurden dann unsere Reisepässe eingesammelt (das wird wohl gemacht, um uns polizeilich anmelden zu können oder so), ich habe meinen dann am zweiten Tag an der Rezeption wieder abholen können. Anschließend ging der Abend damit zu Ende, dass ich auf mein Zimmer ging, noch mit meiner Familie über FaceTime etwas videofoniert habe, und dann zu Bett ging.

Freitag – Impftag!
Am nächsten Tag (Freitag, 16.04.2021) gab es ab 7 Uhr Frühstück. Um 9:45 Uhr waren wir dann in einem Seminarraum im Hotel versammelt. Dort wurden bei allen zunächst nochmals ein Coronatest gemacht (unter großem Medienaufgebot), und zwei Stunden später haben wir dann die Impfung bekommen (wiederum unter großem Medienaufgebot). Es gab auch Impflinge, die anonym bleiben wollten, das wurde dementsprechend respektiert von den Veranstaltern und der Presse. Wir mussten also für die Impfung nicht in die Klinik fahren, sondern die Klinikärztinnen und Schwestern kamen zu uns ins Hotel. Für mich sehr komfortabel.
Nachmittags waren wir mit ein paar Journalisten für weitere Fotos und Interviews in der Moskauer Innenstadt um diverse Touristen-Hotspots abzuklappern, z. B. das Warenhaus GUM und der rote Platz.
Abends habe ich mir noch ein Abendessen aufs Zimmer bestellt.

Samstag
Am Samstag, 17.04.2021, hatten wir „frei“ und sind nochmals mit einer sympathischen, kompetenten Touristenführerin des Reiseveranstalters durch die Hotspots von Moskau gezogen, u. a. dem riesigen Kaufhaus für Kinder.
Impfreaktionen hatte ich in der Nacht zu Samstag übrigens keine. Ich bilde mir ein, minimal gefroren und geschwitzt zu haben im Schlaf, und am Sonntag war ich ggf. auch noch etwas schlapp, aber das kann auch einfach dem Nocebo-Effekt geschuldet sein.
Für meinen morgigen, vorgezogenen Rückflug, habe ich noch schnell über die App der Deutschen Bahn einen Zug vom Flughafen München nach Hause gebucht.
Sonntag
Am Sonntag, 18.04.2021, war die Rückreise. Eigentlich erst einen Tag später, aber ich habe umgebucht, damit ich früher nach Hause konnte.
Nach dem Auschecken im Hotel sind wir um 6:30 Uhr mit dem vom Reiseveranstalter organisierten Taxi zum Flughafen gefahren. Dort musste ich nochmals einen PCR-Schnelltest machen lassen (durch meine Umbuchung wurde der nicht wie bei den anderen am Tag davor gemacht). Der war grad noch rechtzeitig fertig. Anschließend wieder zum Gate, den Checkin konnte ich dank meiner Umbuchung bereits am Tag davor online machen, durch die Passkontrolle, die Sicherheitskontrolle und dann ab zum Flieger mittels Bustransfer.
Der Heimflug von knapp 3 Stunden war ereignislos (sogar das nervige 1-, 2-Jährige Kind hinter mir hat mich nicht groß gestört). Angekommen in München dann durch die Passkontrolle (dort auch ein Screenshot der fertig ausgefüllten Seite/PDF von einreiseanmeldung.de vorzeigen, sowie den negativen Coronatest), und dann mit der S-Bahn S1 bis zum Bahnhof München, von dort heim nach Eislingen.
Ich habe mich jetzt erst mal ein paar Tage von meiner Familie isoliert („Quarantäne“) und bin ins leere Büro nach Göppingen gezogen. Gegen Ende der Woche werde ich dann nochmals einen PCR-Test machen, dann ziehe ich wieder zurück.

Epilog Teil 1
Aus meiner Sicht war die Impfreise für mich eine gute Sache, die ich gerne gemacht habe, und hinter der ich voll stehe.
Einzig die CO2-Billanz ist halt furchtbar. 4 mal fliegen, obwohl ich das nie mehr machen wollte. In einer Pandemie betrachte ich meine unmittelbare Gesundheit aktuell sehr viel höher als die Umweltzerstörung. Ggf. naiv, ggf. auch nicht. Don’t know. Das Konzept des „persönlichen CO2-Fußabdrucks“ ist wohl eine Marketingkampagne von Ölfirmen, damit sie sich aus der Verantwortung, die sie haben, stehlen können. Um mein schlechtes Gewissen wenigstens etwas frei zu kaufen, habe ich jetzt bei Atmosfair die 4 Flüge gegen Geld (44 Euro insgesamt) „kompensiert“. Der Betrag ist mutmaßlich viel zu gering angesetzt.
In drei Wochen geht’s dann zur zweiten und letzten Impfung nochmals für 4 Tage nach Moskau. Mein Visum ist 4 Wochen lang gültig, ich muss also kein neues dafür beantragen.
Dieser Artikel wird anschließend ergänzt.